Reda El Arbi hat sich im Stadtblog des Tagesanzeigers zum Fussballspiel FC Basel – FC Zürich geäussert. Er tut das auf eine für ihn ungewohnte, undifferenzierte Art und Weise.
Reda fordert nicht nur Pauschalstrafen à gogo, sondern fährt einen gnadenlosen Nulltoleranzansatz bei „Ausschreitungen“.
Was Ausschreitungen für ihn sind, lässt er offen. Ausserdem unterstellt er kommentierenden Fussballfans, Gewalt gutzuheissen, weil „die Kurven“ keine Namen nennen würden.
Auf differenzierte Aussagen von Stadiongängern geht Reda nicht ein, obwohl sie Gewalt genauso ablehnen wie er. Fast mantraartig wiederholt er seinen Standpunkt: „Sagt, dass Gewalt scheisse ist – ohne wenn und aber!“ Genau dieses „Aber“ brauchts jedoch, wenn man Wochenende für Wochenende im Stadion steht.
Lieber Reda, bei jedem anderen Thema bist du auch überlegt und differenziert. Warum nicht beim Fussball? Mein Kommentar auf deinem Facebookprofil war nicht dazu gedacht, mit dir über den Sport zu debattieren, sondern über Politik, Fankultur und Fanarbeit, die so wichtig ist.
«Fackelwürfe und die Lahmlegung des Zugverkehrs lassen sich durch nichts rechtfertigen. Das stimmt. Aber es ist ebenfalls nicht zu tolerieren, Pauschalurteile über Fussballfans zu fällen und vor allem die in der Verfassung festgehaltenen Grundrechte des Menschen zu missachten.
Wenns um Fussballfans geht, werden diese nicht nur von den Boulevardmedien oder den Stammtisch- und Kommentarspaltenproleten regelmässig mit Füssen getreten. Immer öfter hauen seriöse Blätter und Influencer in dieselbe Kerbe.
Plötzlich ist es legitim, die Bewegungsfreiheit einzuschränken, wenn das Kombiticket (vorgeschriebener Anfahrtsweg zum Stadion) zur Anwendung kommt. Auch die Unschuldsvermutung gilt bei Fans nicht, wenn verpixelte Bilder an den Internetpranger gehängt werden oder sie ihre Unschuld beweisen müssen, statt umgekehrt. Drittens ist die Überwachung des öffentlichen Raums (aka Stadion) plötzlich völlig legitim und wird sogar von linker Seite häufig gefordert.
Mich stört, wenn sich Menschen zur Fanthematik äussern, die kaum ein Spiel im Stadion (geschweige denn in der Kurve) gesehen haben. Meistens fordern diese Null-Toleranz-Ansätze wie in England oder Holland, die hierzulande nachweislich nicht funktionieren, da die Spiele hier praktisch nie ausverkauft sind und und sich Gästefans problemlos in neutralen Sektoren platzieren können.
Was darüber hinaus fehlt, sind positive Stimmen zur Fanarbeit, die in den meisten Clubs hervorragend ist. Auch das Engagement der Kurven gegen Gewalt und Rassimus kommt viel zu kurz. Man könnte meinen, hierzulande herrschten jedes Wochenende kriegsähnliche Zustände. Das ist schlichtweg ein Hohn gegenüber den Menschen, die tatsächlich in Kriegsgebieten leben.
Wir haben in der Schweiz kein Problem mit Fussballfans. Ich habe selbst über 1000 Spiele im Stadion gesehen, in über 40 Ländern auf dieser Kugel. Es ist vollkommen ungefährlich, ins Stadion zu gehen und ich würde das auch mit meinen künftigen Kindern jederzeit und überall tun.
Ich bin mir aber (schmerzlich) bewusst, dass Fackelwürfe und die Ziehung einer Notbremse das Engagement zahlreicher Fussballfans torpedieren.»
Ich lade dich an ein „Hochrisikospiel“ deiner Wahl ein. Dort können wir diskutieren, die Atmosphäre vor dem Spiel geniessen und dazu die obligate Stadionwurst knacken. Anschliessend schauen wir gemeinsam den Match und du zeigst mir, was für dich Gewalt heisst.
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