Ethan Zuckermans grosser Irrtum

Ethan Zuckerman Bild: Twitter.

Wir leben in einer Ära des Misstrauens. Das Fazit der Keynote von Ethan Zuckerman, der hauptberuflich am MIT in Boston tätig ist, ist heftig. Die Wut der Bürgerinnen und Bürger richtet sich gegen alle: Behörden, Regierungen, Journalisten, Firmen, Medienhäuser, Künstler, Aktivisten …

Diese Proteste, die sich dank sozialer Medien schneller und effizienter organisieren lassen, würden jedoch nur selten genügend Kraft entwickeln, um tatsächlich etwas zu ändern. «Selbst eine Million Demonstranten schreckt die Behörden dieser Welt nicht mehr ab», sagte Zuckerman. Schliesslich würde die globalisierte Welt von den Finanzmärkten, und nicht von gewählten Politikern gesteuert.

Das Internet hat die Welt nicht wie erhofft fairer und transparenter gemacht. «Wir unterlagen alle einem grossen Irrtum», sagte Zuckerman. In diesen Punkten lagen wir – damit meint er Netzpioniere wie sich selbst – falsch:

  • Wir dachten, das Internet mache die Welt demokratischer
  • Wir dachten, die Wirtschaft würde nicht mehr von einzelnen Konzernen dominiert
  • Wir dachten, Zensur sei im Internet unmöglich
  • Wir dachten, Transparenz schaffe Vertrauen
  • und wir dachten, Regierungen würden sich nicht für die digitale Welt interessieren!

Aber Transparenz allein schafft kein Vertrauen. Und spätestens seit Edward Snowdens Enthüllungen wissen wir, dass sich Landesregierungen sehr wohl für den digitalen Raum interessieren und diesen sogar für ihre eigenen Zwecke nutzen, indem sie Bürgerinnen und Bürger ohne Anlass totalüberwachen.

Eine Lösung, welche die Irrtümer wettmacht, hatte Zuckerman nicht wirklich parat. Er nannte er ein MIT-Projekt, das Bürgerinnen und Bürgern helfen kann, die gemachten  Wahlversprechen von Politikern zu überprüfen. Denn Transparenz allein genüge nicht, wenn dokumentierte Aussagen nicht nachgeprüft werden können.

Gesetzesänderungen verändern die Gesellschaft nicht

Das exemplarische Beispiel zeigt seiner Meinung nach den einzig gangbaren Weg: Es braucht Initiativen, die Unternehmern, Politikern etc. auf die Finger schauen und diese kritisieren. Gesetzesänderungen würden nichts nützen, diese verändern die Gesellschaft nicht. Vielmehr müsse Ziel sein, das Misstrauen in Kraft umzuwandeln – durch dezentrale, flexible, codegetriebene Projekte.

Wenn diese trotz grossen Erfolgen ihre Eigenständigkeit und die dezentrale Organisation aber nicht behalten und sich schon bei den ersten Avancen Facebook oder Google in die Arme werfen, dann wäre alles umsomst gewesen. Das weiss auch Ethan Zuckerman.

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