Mobiler Journalismus ist die Zukunft? Nein, damit ist die Gegenwart gemeint. Medienhäuser müssen sich künftig mit Augmented und Virtual Reality auseinandersetzen. Wie cool das ist, habe ich beim Test der Occulus Rift selbst erlebt.
Warum müssen? 5 Fakten:
- Adaptionszeit von neuer Technik wird immer kürzer: Klassisches Fernsehen brauchte 14 Jahre, um 50 Millionen User zu erreichen, der iPod nur deren 3. Facebook schaffte das Doppelte noch weniger Zeit.
- Facebook, Google und Samsung investieren massiv in Virtual Reality. Letztere bauen eine eigene Plattform, auf Facebook und YouTube lassen sich bereits 360-Grad-Videos abspielen.
- Hardware- und Software sind bereit. Virtual Reality funktioniert auf Smartphones – ergänzt mit Google Cardboard oder Samsung Gear. Dazu gibts Spielkonsolen (Occulus, HTC-Valve) und Webbrowser (MozVR).
- User einbinden, aber richtig! Nur mit Augmented und Virtual Reality können User in die Mitte der Story gestellt werden. Journalisten können ihren Lesern zeigen, wie es sich anfühlt, sich in einer bestimmten Situation zu befinden.
- Die nächste Generation will dieses Erlebnis. Kinder die heute aufwachsen, erleben Virtual Reality von klein auf. Sie werden diesen Journalismus von Medienhäusern einfordern.
Definition und Unterschied: Augmented vs. Virtual Reality
Der User steht im Zentrum, sowohl bei Augemented als auch bei Virtual Reality. Zahlreiche Studien (v.a. der Professoren Nonny de la Pena (Los Angeles) und Mel Slater (Barcelona) zeigen, dass Menschen mitfühlen, interagieren und echte Emotionen zeigen.
Unterschiedlich ist, dass bei Virtual Reality die Umgebung am Computer nachgebaut – bei Augmented Reality hingegen die echte Situation mit virtuellen Informationen ergänzt wird, und bspw. in einem Museum Zusatzinformationen zu Bildern am Handy abgerufen werden können.
Beispiele aus der Praxis
1. Hongkong Unrest: 360-Grad-Dokumentation über die Proteste in Hongkong. Gedreht mit 6 Go-Pro-Kameras von einem Immersiv.ly-Journalisten. Kosten: 6000 englische Pfund.
2. Virtual De Re Gallery: User können mit den Gegenständen in der virtuellen Ausstellung inteagieren und Zusatzinformationen abrufen.
3. Being a Witness in Virtual Reality: Ein Team von Buzzfeed hat den Mordfall Anastasio Hernandez Rojas mithilfe von Audiodateien, Fotos vom Tatort und Augenzeugenberichten nachgestellt. Das gibt jedem User die Mögilchkeit, selbst zum Augenzeugen zu werden.
Offene Fragen, Problemstellung, Einschätzung, …
Solche Produktionen sind sehr aufwändig. Ich stelle mir die Frage, wie man ein Publikum für sie findet und ob dieses bereit ist, dafür zu bezahlen. Falls nicht: Kann die Werbeindustrie 360-Grad-Commercials?
Ich glaube zentral ist, dass bei der Planung von Geschichten besser darüber nachgedacht wird, wie diese erzählt werden soll. Nicht jede Story eignet sich für Print, aber genauso wenig eignet sich jede für Augmented oder Virtual Reality.
Denn am Schluss geht es nicht um Technik, sondern darum, die vorhandenen Möglichkeiten anzunehmen, und sie dann einzusetzen, wenn sie Sinn machen.
Quellen: Präsentation von Robert Hernandez, Louis Jebb und David Sancha und Nonny de la Pena
In den nächsten Tagen blogge ich vom GEN Summit 2015 in Barcelona. Hauptfokus: Der Journalismus der Zukunft in der gedruckten Zeitung, am Fernseher, online, mobile und darüber hinaus.
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