Medial ausgenutzter Rassismus

Der Blick am Abend erreicht auf Facebook fast 80’000 Menschen. Für Schweizer Verhältnisse ist das eine riesige Community. Jedes Medium trägt für seine Publikationen eine Verantwortung, egal auf welchem Kanal.

Im Unterschied zu einer gedruckten Zeitung dürfen sich auf den sozialen Medien die Leserinnen und Leser einbringen. Richtig gemacht, ist das für ein Medium enorm spannend und befruchtend.

Beim Blick am Abend ist das pure Gegenteil der Fall. Auf dem Rücken von zahlreichen Flüchtlingen versucht das Gratisblatt seine Reichweite zu steigern, indem es überspitzte Texte veröffentlicht und diese auf Facebook bewirbt.

Die zuständigen Community Manager wissen haargenau, was sie damit provozieren. Sie können es Tag für Tag lesen: Abscheuliche, hasserfüllte, rassistische Kommentare. Das ist das eine.

Das andere ist die demonstrative Abwesenheit in den Kommentarspalten, und die damit fehlende Moderation/Löschung von Inhalten, die persönlichkeitsverletzend und gesetzeswidrig sind. Seht selbst:
  
  
  
  
Das sind nur neun, innert fünf Minuten zusammenkopierte Kommentare. Es gibt hunderte davon. Gefühlt 90 Prozent der Kommentierenden denken so. Die wenigen Gegenstimmen werden niedergebrüllt.

Es dominiert ein einziges Argument: «Dann nimm doch du die Flüchtlinge auf.» Das wäre, wie wenn alle BefürworterInnen der Homo-Ehe schwul oder lesbisch werden müssten …

Ich frage mich wirklich, woher der Hass dieser Menschen gegen die ärmsten der Armen kommt. Ist es Angst? Unsicherheit? Unzufriedenheit mit der eigenen Situation? Und warum wählen sie rechts, wenn doch die Linke darauf hinarbeitet, die Ungerechtigkeit in unserem Land zu beenden?

Es macht mich ratlos, wütend und traurig. Traurig, dass viele Menschen in unserem Land so denken. Traurig, dass sich so wenige dagegen wehren. Und traurig, dass Medien wie der Blick am Abend dieses Thema für eigene Zwecke ausnutzen und sich ihrer Verantwortung nicht stellen.

2 Antworten zu „Medial ausgenutzter Rassismus”.

  1. 2 mal schon habe ich den Presserat deswegen angeschrieben – das letzte Mal wegen der Nordafrikaflüchtlinge-HIV-Story. Resultat: Enttäuschung! Hätte nie gedacht, dass Ignorieren due bessere Variante sein könnte. Das haben wir davon, dass Quoten wichtiger sind als Wahrheiten.

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  2. Danke, Reto Voigt für den Artikel.
    Es ist wahrhaft eine Schande, wie verantwortungslos der Blick am Abend agiert. Meinetwegen überspitzte Titel und oberflächliche, schlecht recherchierte Artikel – die offensichtlich fremdenfeindlichen Kommentare aber einfach so stehen zu lassen, zeigt meiner Meinung nach klar auf, dass es dem Blick nur um möglichst viel Publicity geht und ihm die Folgen solcher Artikel egal sind.

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